Aktuelles

Unser aktuelles Programmheft finden Sie hier zum Download:

 

 

Zu unserem Veranstaltungskalender

 

Neuer polnischer Generalkonsul bei Andacht zum 85. Todestag des ersten KZ-Dachau-Opfers aus Polen

Am 25. September 2024 kam Rafał Wolski, der neue Leiter des Generalkonsulats der Republik Polen in München, in die Versöhnungskirche zur Gedenkandacht für Maksymilian Daron. Der katholische Landwirt und Familienvater wurde noch am Tag seiner Registrierung im KZ Dachau am 23. September 1939 im Alter von 44 Jahren von der SS ermordet. Zu seinem 85. Todestag erinnerte Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche, an dieses erste Mordopfer unter den bereits im September 1939, wenige Tage nach dem deutschen Überfall auf Polen, nach Dachau verschleppten Männern. Er gedachte dabei auch der etwa 41.000 weiteren Männer, Frauen und Jugendlichen aus Polen, die bis zur Befreiung am 29. April 1945 im KZ Dachau gelitten haben. Die polnischen Häftlinge waren die größte nationale Gruppe im Lager.

Für den Generalkonsul war es zugleich sein Antrittsbesuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Nach der Andacht legte er Blumen vor der polnischen Gedenktafel an der katholischen Todesangst-Christi-Kapelle nieder, begleitet von Pfarrer Mensing sowie von Vizelandrätin Marese Hoffmann (Beauftragte für die Partnerschaft zwischen den Landkreisen Dachau und Oświęcim), Karl Freller (Landtagsabgeordneter und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten) und Dr. habil. Christoph Thonfeld (Stellvertretender Leiter der KZ-Gedenkstätte Dachau).

Nach dem gemeinsamen deutsch-polnischen Gedenken stellte Pfarrer Mensing dem Generalkonsul weitere Gäste vor, unter ihnen Sr. Stefania Hayward vom benachbarten Kloster Karmel, die russische, ukrainische und jüdische Wurzeln hat und über polnische Priester im KZ Dachau forscht, sowie der Dachauer Künstler Alfred Ullrich. Aus der österreichischen Sinti-Familie seiner Mutter wurden drei seiner Onkel ins KZ Dachau verschleppt, die Großeltern und weitere Onkel und Tanten wurden in den im besetzten Polen errichteten deutschen Vernichtungslagern ermordet. Ins Gespräch kam der Generalkonsul auch mit Studiendirektor i.R. Robert Baars, der über Jahrzehnte den Austausch zwischen der Dachauer Berufsschule und Schulen in Oświęcim organisierte und heute ehrenamtlich an der Versöhnungskirche tätig ist. Rafał Wolski dankte für "die persönlichen und bereichernden Gespräche".

Wir danken Herr Generalkonsul Wolski für seinen intensiven Besuch und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit ihm. Für die Fotos danken wir Herrn Łukasz Bukała vom polnischen Generalkonsulat.

 

80 Jahre nach dem NS-Mord an Noor-un-Nisa Inayat Khan mit indisch-muslimischen Wurzeln

Inayati-Sufismus-Oberhaupt erinnerte in der Versöhnungskirche an seine in Dachau ermordete Tante

Eine außergewöhnliche interreligiöse Gedenkfeier fand am 13. September in der Versöhnungskirche statt. Anlass war der 80. Jahrestag der Ermordung der Widerstandskämpferin Noor-un-Nisa Inayat Khan im KZ Dachau am 13. September 1944. Ihr Vater Hazrat Inayat Khan (1882-1927) war ein indisch-muslimischer Musiker und Mystiker, der eine universelle Variante des Sufismus in Nordamerika und Europa begründete. Anders als beim traditionellen Sufismus, der sich als islamische Mystik versteht, lehrte Inayat Khan einen interreligiösen Weg zu spirituellem Wachstum. Noor-un-Nisa war seine älteste Tochter, wuchs mit dieser Prägung in England und Frankreich auf und gab diese als junge Frau weiter, etwa durch ein 1939 veröffentlichtes Kinderbuch, da hatte sie gerade ihre Studien in Musik und Kinderpsychologie in Paris abgeschlossen.

1940 flieht sie nach England und stellt sich dort - trotz ihrer pazifistischen Grundhaltung - dem Kampf gegen Hitler-Deutschland zur Verfügung. Zunächst arbeitet sie als Funkerin auf einem Militärflugplatz, ab 1942 trainiert sie beim Geheimdienst SOE (Special Operations Executive) für einen Einsatz im von Deutschland besetzten Frankreich zur Unterstützung der Résistance. Ein Bruder von Noor-un-Nisa Inayat Khan erinnert sich später an eine Aussage von ihr zu ihren Motiven: „Wie konnte man angesichts der Ausrottung der Juden spirituelle Moral predigen, ohne aktiv an Verhinderungsmaßnahmen teilzunehmen?“ Nach der geheimen Landung in Frankreich Mitte Juni 1943 arbeitet sie dort im Untergrund als erste Frau als SOE-Funkerin. Unter schwierigsten Bedingungen und in permanenter Lebensgefahr, das Tragen einer Waffe lehnt sie ab, kann sie den Funkverkehr mit London über Monate aufrechterhalten. Mitte Oktober 1943 - ihr Rückflug ist bereits organisiert - wird sie verraten. Die Gestapo verhaftet sie und hält sie zunächst in Paris fest. Trotz Folter und endloser Verhöre gibt sie nichts preis. Der Gedanke an die Lehren ihres Vaters hilft ihr dabei. Allerdings finden die Deutschen bei ihr Dokumente, die sie eigentlich hätte vernichten sollen. Diese ermöglichen Rückschlüsse auf Funk-Codes der Briten. Nach missglückten Fluchtversuchen wird Noor-un-Nisa als „besonders gefährliche Gefangene“ Ende November 1943 nach Deutschland gebracht, wo sie viele Monate angekettet in Einzelhaft verbringt. Am 12. September 1944 wird sie zur Ermordung ins KZ Dachau gebracht. In den Morgenstunden des darauffolgenden Tages wird sie gemeinsam mit drei weiteren SOE-Agentinnen beim Krematorium im Alter von 30 Jahren erschossen. Kurz vor ihrem Tod soll sie eine letzte Botschaft an die Welt gerufen haben: „Liberté!“ – Freiheit!

Wenige Meter vom Ort ihrer Ermordung erinnerte ihr Neffe Pir Zia Inayat Khan sichtlich bewegt in der Versöhnungskirche an seine Tante und zitierte aus ihren Aufzeichnungen. Er ist heute das spirituelle Oberhaupt des weltweiten Inayati-Sufismus. Unsere Kirche war mit etwa 110 Gästen voll besetzt, unter ihnen mehrere Familienmitglieder von Noor-un-Nisa Inayat Khan.

Kirchenrat Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche, begrüßte die Gäste am zentralen Gedenkort der Evangelischen Kirche in Deutschland für die Opfer des Nationalsozialismus. Seit der Einweihung der Kirche 1967 wird dort an NS-Verfolgte aller Weltanschauungen und Religionen erinnert. Exemplarisch zeigte Pfarrer Mensing Fotos von Noor-un-Nisa Inayat Khan und zwei weiteren Menschen, die ins KZ Dachau verschleppt wurden: Martin Kieselstein (1925-2015) aus einer jüdischen Familie und Vasyl Volodko aus einer christlichen Familie, der heute mit 99 Jahren in seiner ukrainischen Heimat erneut in Lebensgefahr ist. Diese drei Persönlichkeiten stellt der Gedenkstättenpfarrer den Jugendlichen bei jeder seiner Gruppenführungen vor.

Zum Abschluss zogen alle bei strömendem Regen zum Krematorium, wo Noor-un-Nisas Neffe unmittelbar vor den Verbrennungsöfen an der Gedenktafel für die vier SOE-Agentinnen noch ein Gebet sprach. Dort war auch die Leiche seiner Tante verbrannt worden, die Asche dann in der Nähe anonym verscharrt. Ein Sufi-Gesang beendete die bewegende interreligiöse Feier.

Dank für die Fotos an Halim Bruno Knobel und Matthias Krückl.

 

Ausstellung "Frauen im Widerstand" mit Charlotte Knobloch  eröffnet

Zum 80. Jahrestag des Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944 haben wir in der Versöhnungskirche am 14. Juli mit etwa 100 Gästen die neue Wanderausstellung "Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus" eröffnet. In ihrem sehr persönlichen, bewegenden Grußwort rief Frau Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch (91), die selbst als jüdisches Kind von der mutigen Katholikin Kreszentia Hummel versteckt und gerettet wurde, dazu auf, "die zu Unrecht vergessenen Heldinnen der Geschichte wieder ins Bewusstsein zu holen".

Die Münchner Dekanin Dr. Claudia Häfner betonte, wie wichtig weibliche Vorbilder aus dem Widerstand als "Role Models" für Mädchen und Frauen heute sind. Die Kuratorin Dr. Rieke C. Harmsen, deren Großonkel Werner von Haeften am 20. Juli 1944 Graf Stauffenberg beim Attentat auf Hitler unterstützte und nach dessen Scheitern wenige Stunden später gemeinsam mit Stauffenberg und anderen Mitstreitern erschossen wurde, stellt mit der neuen Ausstellung bewusst die Frauen des Widerstands in den Mittelpunkt: "Ihre Geschichten sind ein wichtiger Bestandteil unseres kulturellen Erbes."
 

Sophie Aeckerle trug mit dem Thema verbundene Lieder vor. Herr Karl Freller, MdL, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, appellierte in seinem Grußwort an die Kommunalpolitik, neue Straßen nach den 18 Widerstandskämpferinnen aus der Ausstellung zu benennen. Und Frau Irmela Mensah-Schramm, die seit 1986 rechtsextreme Aufkleber und Sprüche beseitigt, fand auf ihrem Weg über das Gelände der KZ-Gedenkstätte zur Ausstellungsöffnung prompt zwei Aufkleber mit Nazi-Parolen, die sie sofort abkratzte.

 

 


Einen ausführlichen Bericht finden Sie hier:

Das BR-Fernsehen hat einen kurzen Beitrag über die Ausstellungseröffnung gebracht, der noch nachgesehen werden kann: https://www.br.de/nachrichten/kultur/kz-gedenkstaette-dachau-frauen-im-widerstand-damals-wie-heute,UIa5ntm

Mehr Infos zur Ausstellung: https://www.ausstellung-leihen.de/ausstellung-frauen-im-widerstand-gegen-das-ns-regime

 

Bewegende Begegnungen mit KZ-Überlebenden 79 Jahre nach ihrer Befreiung

Am 29. April 1945 wurde das KZ Dachau von der U.S. Army befreit. 79 Jahre danach kamen sieben Überlebende mit ihren Angehörigen zu den Gedenkfeiern nach Dachau, an denen insgesamt etwa 300 Menschen aus der ganzen Welt teilnahmen. Wir sind besonders dankbar, dass mit Erich Finsches, Nick Hope und Achim Baron von Kutzschenbach drei der damals Befreiten und mit Jeremy Stuehmeyer der Sohn eines Befreiers unseren Ökumenischen Gottesdienst in der Klosterkirche vom Karmel Heilig Blut mitfeierten. Nach dem überfüllten Gottesdienst kam es noch zu einem Zeichen der christlich-jüdischen Verbundenheit, als Rabbiner Steven Langnas zur Begrüßung an der Jüdischen Gedenkstätte Versöhnungskirchenpfarrer Dr. Björn Mensing umarmte (Foto, rechts Erzpriester Apostolos Malamoussis).

Sie finden hier die Predigt zum 79. Jahrestag der Befreiung auf Deutsch, Polnisch, Französisch und Englisch:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fast 5.000 Teilnehmende bei der Aktion "Die Rückkehr der Namen"

Am 11. April kamen in München fast 5.000 Teilnehmende aus allen Generationen zusammen, um an tausend Münchner NS-Opfer zu erinnern. Die Versöhnungskirche gehörte zu den Kooperationspartnern des Bayerischen Rundfunks bei dieser Aktion, etwa zehn Teammitglieder beteiligten sich aktiv als "Patin" bzw. "Pate" für ein NS-Opfer. Versöhnungskirchenpfarrer Björn Mensing wurde dabei begleitet von Tatjana Trögel aus Brandenburg, der Enkeltochter des KZ-Dachau-Opfers Franz Stenzer (auf dem Foto mit der Erinnerungstafel für ihren Großvater auf dem Odeonsplatz). Bei der Schlusskundgebung sprach der Shoah-Überlebende Ernst Grube, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau und seit Jahrzehnten Mitglied unseres Kuratoriums (vgl. Foto). Er würdigte besonders auch die kommunistischen Verfolgten des NS-Regimes, zu denen Franz Stenzer gehörte. Sein Beitrag lässt sich nachhören zwischen 2:05:35 und 2:09:20 - alpha-doku: Abschlussveranstaltung vom Odeonsplatz in voller Länge | ARD Mediathek

 

Versöhnungskirche nimmt an der BR-Aktion "Die Rückkehr der Namen" teil

Am Donnerstag, 11. April 2024, holt das große Erinnerungsprojekt 1.000 Menschen ins Münchner Stadtbild zurück, die in der NS-Zeit ausgegrenzt, verfolgt und ermordet wurden, auch im KZ Dachau. Dazu werden 1.000 Mitwirkende, unter ihnen mehr als zehn Engagierte aus dem Umfeld der Versöhnungskirche, ab 15 Uhr mit biographischen Erinnerungstafeln an vielen Orten in der Münchner Innenstadt stehen. Um 17 Uhr treffen sich alle auf dem Königsplatz und ziehen auf dem „Weg der Erinnerung“ durch das ehemalige „braune Viertel“ zum Odeonsplatz. Dort findet ab 18 Uhr die Abschlussveranstaltung mit Interviews, Filmen, Musik und Performances statt, auf der Bühne auch Ernst Grube (91), der als jüdisches Kind die Shoah überlebte und heute als Antifaschist und Zeitzeuge vielfältig aktiv ist, unter anderem im Internationalen Kuratorium der Versöhnungskirche. Wir setzen mit der Aktion ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen und für gesellschaftliche Pluralität mit Mitwirkenden aus mehr als 60 Organisationen und der breiten Zivilgesellschaft.

Auf der Website www.br.de/rueckkehr-der-namen finden sich Kurzbiographien der 1.000 beim Projekt erinnerten NS-Opfer, die Standorte der Mitwirkenden mit den Erinnerungstafeln und zahlreiche Hinweise auf thematische Angebote im Umfeld der Aktion. Die Versöhnungskirche hat die Eröffnung der Ausstellung über den Münchner NS-Verfolgten Franz Stenzer auf den 10. April, 19.30 Uhr, terminiert, damit Franz Stenzers Enkeltochter Tatjana Trögel, die aus Brandenburg anreist, um die von ihr konzipierte Ausstellung bei uns vorzustellen, am 11. April an der Aktion teilnehmen kann. Sie wird ab 15 Uhr gemeinsam mit Versöhnungskirchenpfarrer Dr. Björn Mensing, der 2023 das Münchner Erinnerungszeichen für Franz Stenzer initiiert hat, am Bahnhofplatz 1 stehen, gegenüber dem Hauptbahnhof - Franz Stenzer war Eisenbahner, bevor er KPD-Funktionär, Stadtrat und Reichstagsabgeordneter wurde. Die SS ermordete den Widerstandskämpfer am 22. August 1933 im KZ Dachau. Wir zeigen die Ausstellung über Franz Stenzer bis zum 2. Juni 2024 im Gesprächsraum der Versöhnungskirche.

 

Gedenkgebet für die Opfer des Hamas-Terrors als Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft

Mit einem öffentlichen Gedenkgebet in der Versöhnungskirche erinnert Kirchenrat Dr. Björn Mensing am Sonntag, 22. Oktober 2023, 11 Uhr, an die Opfer des antisemitischen Terrors im KZ Dachau und an die von der Hamas vor wenigen Tagen ermordeten israelischen Zivilisten, unter ihnen Nachkommen von Holocaustüberlebenden. Der Pfarrer und Historiker, der in Kontakt zu Familien von KZ-Dachau-Überlebenden in Israel steht, möchte damit auch ein Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft setzen, die weltweit aktuell vom Terror bedroht ist.

Vor 90 Jahren steigerte die SS im KZ Dachau ihren Terror gegen die jüdischen Häftlinge. Als Vorwand diente die Unterstellung, die Juden wollten „Greuelnachrichten“ über die Zustände im KZ aus dem Lager schmuggeln. Als „geistiger Urheber“ wurde der jüdische Arzt Dr. Delwin Katz bezichtigt, am 17. Oktober 1933 in Bunkerhaft genommen und von Wachmännern misshandelt und schließlich erdrosselt.

Neben dem Gedenken an die Opfer von Antisemitismus damals und heute geht es auch um die Fürbitte für die in den Gaza-Streifen verschleppten Geiseln, unter ihnen nach Medienberichten die 85-jährige Holocaustüberlebende Yaffa Adar aus einem der überfallenen Kibbuzim im Süden Israels, für die wir bereits bei unserer Mittagsandacht am 11. Oktober eine Kerze entzündet haben (vgl. Foto). Schließlich wird für einen Frieden gebetet, der allen Bevölkerungsgruppen im Heiligen Land Perspektiven für ein sicheres und freiheitlich-demokratisches Leben eröffnet.

 

Versöhnungskirche nimmt Stellung zur Aiwanger-Affäre und zum Handel mit Porzellan aus dem KZ Dachau

In der Affäre um das beim heutigen bayerischen Staatsminister Hubert Aiwanger in seiner Gymnasialzeit gefundene Flugblatt, das die ehemaligen Häftlinge der Konzentrationslager Auschwitz und Dachau sowie alle weiteren NS-Opfer verhöhnt und "Vaterlandsverräter" mit dem Tode bedroht, hat die Versöhnungskirche Stellung bezogen. Es geht uns dabei auch um den aktuellen Umgang des Politikers mit den gravierenden Vorwürfen zu seinem Verhalten als Jugendlicher. Dieser Umgang hat bei vielen NS-Verfolgten und ihren Familien nachvollziehbar starke Irritationen ausgelöst. Einer von ihnen ist Ernst Grube (90), Münchner Shoah-Überlebender, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau und seit Jahrzehnten Mitglied im Internationalen Kuratorium unserer Versöhnungskirche. In einem Beitrag des Bayerischen Rundfunks (BR) nimmt Ernst Grube Stellung. Sie können diesen Beitrag nachhören, in dem auch Prof. Dr. Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, und Versöhnungskirchenpfarrer Dr. Björn Mensing zu Wort kommen:

https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/flugblatt-affaere-wie-die-causa-aiwanger-den-diskurs-verschiebt,TpG0hOH

Ebenso kann ein Interview nachgehört werden, das Björn Mensing zur Aiwanger-Affäre Radio Eins, einem Hörfunkprogramm des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), gab:

https://www.radioeins.de/programm/sendungen/modo1619/_/gedenkstaetten-gegen-aiwanger-besuch.html

Bereits im vergangenen Herbst hat die Versöhnungskirche gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Vereins Runder Tisch gegen Rassismus Dachau dazu aufgerufen, den profitorientierten Handel mit dem im KZ Dachau unter Einsatz von Häftlingen produzierten "Allacher Porzellan" einzustellen. Jetzt wurde der von Rahel Klein gründlich recherchierte Podcast "Das beliebte Nazi-Porzellan" in der Reihe "Tatort Kunst" des Deutschlandfunks (DLF) veröffentlicht. Neben O-Tönen des Experten Albert Knoll von der KZ-Gedenkstätte Dachau hören Sie im Podcast zwischen 46:00 und 56:00 auch Versöhnungskirchenpfarrer Björn Mensing zum erfolgreichen Einsatz gegen leicht modifizierte SS-Runen im Schaufenster eines Dachauer Antiquitätenhändlers, der mit diesem Markenzeichen des Allacher Porzellans für dessen Ankauf warb. Wir hoffen, dass der Podcast Menschen dazu bringt Allacher Porzellan, das sie etwa bei Haushaltsauflösungen finden, nicht zu verkaufen, sondern an das Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau zu geben. Und dass Politiker dafür sorgen, dass der Handel mit diesem SS-Porzellan gesetzlich verboten wird. Auf dem Foto sehen Sie Figuren des Allacher Porzellans u.a. zwei Mitglieder der Hitlerjugend, die in der "Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933-1945" gezeigt werden.  

Hier können Sie den Podcast hören bzw. herunterladen:

https://www.deutschlandfunk.de/tatort-kunst-fall03-das-beliebte-nazi-porzellan-dlf-3b91e04b-100.html

 

Vor 78 Jahren wurde das KZ Dachau befreit - Befreier und Befreite reisten zum Gedenken an

Am 29. April 1945 befreiten Truppen der U.S. Army das KZ Dachau. Erstmals seit dem 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau 2020 reisten wieder aus aller Welt zahlreiche Überlebende und Befreier des Lagers mit ihren Familien nach Dachau an. Das Team der Versöhnungskirche ist noch ganz erfüllt von den bewegenden Begegnungen, die dadurch möglich wurden. Dankbar blicken wir auf die Teilnahme dieser Ehrengäste an Gedenkveranstaltungen zurück, an denen die Versöhnungskirche beteiligt war.

Auf Initiative von Marcella Reinhardt, Vorsitzende des Regionalverbands Deutscher Sinti und Roma Schwaben, feierten wir mit etwa 250 Sinti und Roma am Nachmittag des 29. April in der Versöhnungskirche einen Gottesdienst zum Jahrestag der Befreiung. Als Ehrengast kam der 98jährige ukrainische KZ-Dachau-Überlebende Nick Hope (ursprünglich Nikolai Choprenko), der heute in den USA lebt. Versöhnungskirchenpfarrer Dr. Björn Mensing trug seine Erinnerungen an die Befreiung und an die Begegnung mit seinem früheren KZ-Peiniger in München nach 1945 vor. Anwesend war auch Uta Horstmann, die sich im April 1980 als Sozialarbeiterin solidarisch am Hungerstreik von elf Sinti in der KZ-Gedenkstätte Dachau beteiligt hatte und dabei auf einem Feldbett in den Räumen unserer Kirche nächtigte. Der Hungerstreik trug zur Anerkennung der antiziganistischen NS-Verfolgung als Völkermord durch die Bundesregierung bei, wie auch zu Programmen gegen die fortgesetzte Diskriminierung der Minderheit.

Die Freie Christen Gemeinde Jeschua, in der viele Sinti und Roma eine geistliche Heimat gefunden haben, war mit ihrem Pastor Karl Schmidt (Boulanger), der selbst Sinto ist, maßgeblich an der Gestaltung des Gottesdienstes beteiligt und hat eine Videoaufzeichnung veröffentlicht, zwischen 36:40 und 49:20 die Ansprache von Björn Mensing:

https://youtu.be/Bqi7NVzg1pk

Gaby dos Santos, Münchner Kulturmanagerin und Produzentin von "Historicals" zu zeitgeschichtlichen Themen u.a. zur Verfolgung der Sinti und Roma, hat einen einfühlsamen Bericht über den Gottesdienst veröffentlicht: Dem Himmel sehr nah … Gedenkgottesdienst der Sinti & Roma zum 78. Jahrestag der Befreiung in der Versöhnungskirche der KZ-Gedenkstätte Dachau, mit Video-Link zur Veranstaltung – Gaby dos Santos (wordpress.com)
https://gabydossantos.wordpress.com/2023/04/30/gedenkgottesdienst-der-sinti-roma-im-kz-dachau/

Am Abend des 29. April kamen dann mehrere KZ-Überlebende und mehr als 200 Teilnehmende zur Gedenkfeier am Dachauer Mahnmal für die Opfer des Todesmarsches. Dort sprach neben dem Überlebenden Abba Naor (95) auch Sara Brunner, unsere ASF-Freiwillige aus den USA. Berichte über die Gedenkfeier brachten Süddeutsche Zeitung und Münchner Merkur:
Gedenkstätte Dachau: Gedenken an die Befreiung des KZ - Dachau - SZ.de (sueddeutsche.de) https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/dachau-todesmarsch-befreiung-kz-nationalsozialismus-todesmarschmahnmal-1.5831854
„Wer sich hinlegte, stand nie wieder auf“ - Gedenken an den Todesmarsch vor 78 Jahren in Dachau (merkur.de) https://www.merkur.de/lokales/dachau/dachau-ort28553/gedenken-todesmarsch-78-jahren-dachau-veranstaltung-wer-sich-hinlegte-stand-nie-wieder-auf-abba-naor-92247718.html

Am Morgen des 30. April war die Klosterkirche der Karmelitinnen neben der KZ-Gedenkstätte bei unserem ökumenischen Gottesdienst zum Befreiungstag völlig überfüllt. Erstmals nach der Corona-Pandemie konnten wir den Gottesdienst wieder in der gewohnten Form mit vielen internationalen Gästen und dem Brotbrechen nach griechisch-orthodoxem Ritus feiern.

Im Rahmen der offiziellen Gedenkfeier des CID und der Stiftung Bayerische Gedenkstätten legten wir am Internationalen Mahnmal einen ökumenischen Kranz für die Katholische und die Evangelische Kirche nieder.

Am frühen Nachmittag sprach unser früherer ASF-Freiwilliger Jan Kwiatkowski aus Polen am Gedenkort ehemaliger "SS-Schießplatz Hebertshausen".

 

Erinnerungszeichen für Erwin Kahn 90 Jahre nach seiner Ermordung angebracht

Björn Mensing, Maximilian Strnad und Stadtrat Beppo Brem bringen das Erinnerungszeichen an, Foto Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Bildrechte Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Am 16. April 1933 wurde der jüdische KZ-Dachau-Häftling Erwin Elias Kahn in der Chirurgischen Klinik München, Nußbaumstraße 20, im Alter von 32 Jahren erwürgt. 90 Jahre danach kamen etwa 70 Gäste zur Gedenkfeier für das erste Münchner Mordopfer der Nationalsozialisten in das St.-Vinzenz-Haus des LMU Klinikums in der Nußbaumstraße. Dort sprachen die beiden neunzigjährigen Münchner Shoah-Überlebenden Dr. h. c. Charlotte Knobloch (Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern) und Ernst Grube (Präsident der Lagergemeinschaft Dachau), Klinikumsdirektor Prof. Dr. Markus M. Lerch, Stadtrat Beppo Brehm und als Initiator des Erinnerungszeichens Kirchenrat Dr. Björn Mensing (Versöhnungskirche). Julia Cortis trug die Briefe Erwin Kahns aus dem KZ Dachau sowie Passagen aus der Zeugenaussage seiner Witwe von 1953 vor. Sophie Aeckerle sang das im KZ entstandene Dachau-Lied und die Lieder "Hiob" und "Psalm 22" von der Auschwitz-Überlebenden und Münchner Künstlerin Rachel Knobler (1924-2017).

Ernst Grube, Charlotte Knobloch und Björn Mensing vorm Erinnerungszeichen, Foto Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Bildrechte Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Nach der Gedenkfeier wurde das Erinnerungszeichen der Landeshauptstadt München für Erwin Elias Kahn an seinem letzten Wohnhaus, Hans-Sachs-Straße 18, angebracht.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete:

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-ns-terror-erstes-mordopfer-erwin-kahn-1933-1.5802577

Sie finden hier Texte der Gedenkfeier zum Nachlesen:

- Ansprache des Initiators mit einer Kurzbiographie von Erwin Elias Kahn

- Briefe von Erwin Elias Kahn aus dem KZ Dachau an seine Frau und seine Eltern

- Passagen aus der Zeugenaussage von Erwin Elias Kahns Witwe von 1953

 

Gedenken in der JVA Landsberg 90 Jahre nach dem 1. Transport ins KZ Dachau

Begrüßung B. Mensing mit Blick ins Publikum
Bildrechte Axel Mölkner-Kappl

Am 22. März 2023 kamen etwa 120 Gäste zur Gedenkfeier in die Anstaltskirche der Justizvollzugsanstalt Landsberg, unter ihnen Stephan Bastian, der Sohn von Claus Bastian, nach der Verlegung vom Gefängnis Landsberg ins KZ Dachau dort mit der Häftlingsnummer 1 registriert
(Foto: Stephan Bastian wird von Kirchenrat Dr. Björn Mensing begrüßt).
Die Versöhnungskirche konnte mit Unterstützung des bayerischen Justizministeriums erstmals am authentischen Ort der frühen NS-Verfolgten, zumeist Münchner Kommunisten, gedenken, genau 90 Jahre nach dem ersten Transport von dort ins KZ Dachau. Neben Stephan Bastian nahmen weitere Nachkommen von KZ-Dachau-Überlebenden aus Deutschland und Frankreich als Ehrengäste teil. Der Deutsche Bundestag und der Bayerische Landtag waren durch Abgeordnete vertreten, das bayerische Justizministerium durch den Amtschef, der Bezirk Oberbayern durch den Bezirkstagspräsidenten und den Regierungspräsidenten. Unter den Gästen waren viele Akteure der Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit aus Landsberg und Dachau. Die ARD berichtete über die Gedenkfeier in der 20 Uhr-Ausgabe der Tagesschau, ebenso BR-Fernsehen und -Radio, SZ und Augsburger Allgemeine.

https://www.br.de/mediathek/video/dachau-gedenken-an-die-ersten-kz-haeftlinge-av:641b3387a3c61b0008e6e8e9

Stephan Bastian, Sohn von Claus Bastian, wird von Björn Mensing begrüßt
Bildrechte Thomas Radlmaier

Sie finden hier das Programm und die uns bisher vorliegenden Texte der Gedenkfeier:

- Programmheft mit der Liste der 40 NS-Gegner aus dem 1. Transport

 

- Begrüßung von Kirchenrat Dr. Björn Mensing

 

- Kurzbiographie von Claus Bastian (1909-1995) mit Zitaten aus seinen Erinnerungen an die Haft

 

- Kurzbiographie von Wilhelm Franz (1909-1933)

 

- Kurzbiographie von Hugo Jakusch (1911-1991)

 

- Gedenkrede von Ernst Grube, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau

 

 

Haltung zeigen und handeln - Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Gesprächsrunde zur 19. Kampagne „Erinnerungstag im deutschen Fußball“

Die bundesweite Kampagne "Erinnerungstag im deutschen Fußball", initiiert 2004 an der Versöhnungskirche, lenkt die Aufmerksamkeit in diesem Jahr auf die starken Frauen, die im Nationalsozialismus aktiv Widerstand geleistet haben. Lange wurden ihre Widerstandsgeschichten und damit ihre Leidensgeschichten vergessen.

Diese Lebenslinien-Geschichten werden heute erzählt. Oft sind diese Geschichten Inspiration und Motivation für die starken Mädchen und Frauen, die im Kampf gegen frauenfeindliche und antidemokratische Regime ihre Rechte und ihre Freiheit auf Selbstbestimmung zu behaupten suchen.

Es war uns eine besondere Freude, an diesem Abend drei starke Frauen zu hören.

Dr. h.c. Charlotte Knobloch ist Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Sie hat die Shoa überlebt, weil sie von Zenzi Hummel, einer widerständigen Frau, versteckt und so gerettet wurde.

Ulla Hoppen war in den neunziger Jahren Gründungsmitglied der "Löwenfans gegen Rechts". Viele Jahre war sie der Motor dieser Gruppe, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Tribünen der Stadien nicht den Neonazis zu überlassen.

Anna-Nicole Heinrich ist die jüngste Präses (Präsidentin) in der Geschichte der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie steht für eine ehrliche, wertschätzende und streitbare Kirche an der Spitze von über 19 Millionen evangelischer Christinnen und Christen.

Eberhard Schulz, der Sprecher der Intitiative "NieWieder - Erinnerungstag im deutschen Fußball" und ehemaliges Kuratoriumsmitglied der Versöhnungskirche, moderierte den Abend am 31. Januar 2023.

Besuch der Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Anna-Nicole Heinrich, Präses (Präsidentin) der Synode der EKD war zu ihrem Antrittsbesuch in der Versöhnungskirche zu Gast. Die Versöhnungskirche gehört als zentrale Gedenkkirche für die Opfer des Nationalsozialismus zu den wenigen Sakralbauten, die sich im Eigentum der Evangelischen Kirche in Deutschland befinden. Frau Heinrich bildet gemeinsam mit der Ratsvorsitzenden Annette Kurschus seit 2021 die Doppelspitze der EKD. Nach einem Rundgang mit Pfarrer Dr. Björn Mensing durch die KZ-Gedenkstätte und die Versöhnungskirche nahm Anna-Nicole Heinrich als Gesprächspartnerin an der Veranstaltung zum Erinnerungstag im deutschen Fußball teil.

 

 

Wir brauchen Ihre Unterstützung

 
 

"... ich möchte mich erinnern, ich möchte nicht vergessen. Ich möchte Verantwortung übernehmen, Verantwortung für die Erinnerung." Diese Worte leiten das

Ioanna Taigacheva bei der
Gedenkfeier am Todesmarsch-
mahnmal in Dachau am 1. Mai 2022

Ende einer Rede unserer ASF-Freiwilligen Ioanna Taigacheva ein. Zum Gedenken an den Todesmarsch hat sie, kurz nach dem Überfall auf die Ukraine, über die Verantwortung, die Erinnerungsarbeit gesprochen. In der derzeitigen Situation kann und will sie nicht in ihre Heimat Russland zurückkehren. Sie hat sich für ein weiteres Jahr Freiwilligendienst in der Versöhnungskirche entschieden. Obwohl dies mit Kosten von mehr als 10.000 Euro verbunden ist, hat die Stiftung Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau eine Zusage für die Übernahme der Kosten gegeben. Die Mittel der Stiftung werden aber eigentlich dringend benötigt, um die Diakonenstelle an der Versöhnungskirche über das Jahr 2023 hinaus zu sichern. Deshalb bitten wir Sie herzlich um Spenden an die Stiftung mit dem Verwendungszweck "2. Jahr für Ioanna Taigacheva". Die Bankverbindung finden Sie auf unserer Website https://www.versoehnungskirche-dachau.de/stiftung-versoehnungskirche

 

 

 

 

Im KZ Dachau geborener Leslie Rosenthal würdigt in einem ergreifenden Grußwort seine Mutter - 80 Jahre nach dem 1. Frauen-Transport ins KZ Dachau

 

Der wichtigste Moment im ökumenischen Gedenkgottesdienst am 16. Oktober 2022 in der Versöhnungskirche war die Verlesung des Grußwortes von Leslie Rosenthal (77) aus Toronto (Kanada), geboren am 28. Februar 1945 im KZ-Außenlager Kaufering I: "Die Botschaft, die ich Euch übermitteln möchte, ist, dass meine Mutter Miriam Rosenthal – möge ihr Andenken zum Segen sein – emotional und spirituell sehr stark war. Selbst in den schlimmsten Zeiten sah sie das Gute in den Menschen, das sonst von den Schrecken jener furchtbaren Tage überdeckt wurde. [...] Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netze des Vogelfängers; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei. (Psalm 124). Vielen Dank und Gott segne Euch. Leslie Rosenthal, im Namen der Familie Rosenthal"

 

 

Unter den etwa 50 Gästen des ökumenischen Gedenkgottesdienstes war eine nach der Befreiung geborene Tochter der jüdischen KZ-Dachau-Überlebenden Edith Grünberger-Taus und Walter Taus, beide waren von den deutschen Besatzern aus der Tschechoslowakei in das KZ-System verschleppt worden - die Dame möchte aus Angst vor antisemitischen Übergriffen nicht namentlich genannt werden. Ihre Eltern lernten sich als Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau kennen, eigentlich von der SS streng verboten. Die Dame wurde von ihrem Mann begleitet, ebenfalls ein Kind von Shoah-Überlebenden aus der Tschechoslowakei. Zudem nahm der aus Österreich stammende Dachauer Sinto-Künstler Alfred Ullrich teil. Seine Mutter Katharina Endress hatte die Konzentrationslager Ravensbrück und Buchenwald überlebt; drei seiner Onkel hatten im KZ Dachau gelitten.
Erstmals kam René Wapemaar zu einer Gedenkfeier in die Versöhnungskirche. Sein niederländischer Großvater Hugo van der Hoest hatte als politischer Gefangener das KZ Dachau überlebt. Es nahm ferner Frau Dr. med. Jorinde Krejci (90) teil, das letzte noch lebende Kind des Juden-Retters Wilm Hosenfeld (bekannt aus dem Film „Der Pianist“).

Wichtige Zeichen der Verbundenheit im Gedenken: Irene Endraß aus dem Gemeinderat vertrat die Liberale jüdische Gemeinde München Beth Shalom; die Sufi-Gemeinschaft vertrat Latifa Tanja Mancinelli, Religionswissenschaftlerin und Cherag, also "Lichtbringerin", im Inayati-Sufi-Orden München, der auf den Vater der im KZ Dachau ermordeten Widerstandskämpferin Noor-un-Nisa Inayat Khan zurückgeht.

Die aktuelle Bedeutung der Erinnerungsarbeit an der Versöhnungskirche würdigte in seinem Statement Marten Siegmund (Leer/Ostfriesland), Präsidiumsmitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland: "Im Namen des Präsidiums der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland möchte ich meinen Dank und meine Wertschätzung für Ihre Arbeit hier an der Evangelischen Versöhnungskirche in der Gedenkstätte Dachau ausdrücken: die Recherchen, die Aufarbeitung, das Erinnern und Gedenken sind eine Notwendigkeit."

 

 

 

 

 

 

Die Zeitzeugen Leszek Żukowski und Ernst Grube sowie Bundesratspräsident Bodo Ramelow erinnern an die polnischen Häftlinge im KZ Dachau
 
Deutsch-Polnisches Gedenken zum 83. Jahrestag der ersten Deportation

Am Sonntag, 18. September 2022, 15 Uhr, veranstaltete die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau in Kooperation mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft München eine Gedenkfeier zum 83. Jahrestag der ersten Deportation von Polen ins Konzentrationslager Dachau. Bei der Gedenkfeier sprachen der polnische Widerstandskämpfer und KZ-Dachau-Überlebende Professor Dr. Leszek Żukowski (93) aus Warschau, die polnische Schriftstellerin Maria Aniśkowicz, deren Urgroßvater Jakub Sabasz im KZ Dachau ermordet wurde, der Holocaust-Überlebende Ernst Grube (89, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau), der Bundesratspräsident und Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow, die Studiendirektorin Hedwig Bäuml, die mit Jugendlichen vom Dachauer Ignaz-Taschner-Gymnasium an einem deutsch-polnischen Austausch des Projektes „Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau“ teilnimmt, Jan Kwiatkowski (Poznań), früherer Freiwilliger von „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ an der Versöhnungskirche und Gedenkstättenreferent, Anna Baumgartner vom Vorstand der Deutsch-Polnischen Gesellschaft München sowie Pfarrer Edwin Pech (Karpacz), Vertreter der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen im Kuratorium der Versöhnungskirche, Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche, und Diakon Frank Schleicher.

Bereits am 16. September 1939, zwei Wochen nach dem deutschen Überfall auf Polen, wurden 25 Männer aus Ostoberschlesien ins KZ Dachau verschleppt. Am 23. September 1939 kamen mit dem nächsten Transport aus Polen 74 Gefangene nach Dachau. Bis zur Befreiung des Lagers litten insgesamt mehr als 40.700 Menschen aus Polen im KZ Dachau, unter ihnen fast 10.000 jüdische Häftlinge. Die polnischen Häftlinge waren im KZ Dachau die größte nationale Gruppe. Waren es zunächst nur Männer, so wurden in den letzten Kriegsjahren auch etwa 1600 Frauen aus Polen nach Dachau verschleppt. Von den polnischen Häftlingen wurden im Dachauer KZ-System mindestens 8390 ermordet.

Autobiographische Texte des polnischen KZ-Überlebenden Adam Kozłowiecki SJ hat bei der Gedenkfeier Julia Cortis vorgetragen, aus dem Bayerischen Rundfunk bekannte Sprecherin. An der musikalischen Gestaltung beteiligte sich die junge Sopranistin Helena Huber. Sie trug die Vertonung von Psalm 22 der polnisch-jüdischen KZ-Überlebenden Rachel Knobler (1924-2017) vor. Franz Wich sang das im KZ Dachau von Häftlingen geschriebene Dachau-Lied. Gerhard Pfeiffer spielte auf der Orgel Werke von polnischen Komponisten.

Als Gäste haben der polnische Generalkonsul Jan M. Malkiewicz und Karl Freller, Erster Vizepräsident des Bayerischen Landtags und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, sowie Angehörige von NS-Verfolgten aus dem In- und Ausland teilgenommen.

 

In dieser Datei finden Sie alle gesprochenen und gesungenen Texte der Gedenkfeier zum Nachlesen. Die frei gehaltenen Rede von Bundesratspräsident Bodo Ramelow können Sie auch unten als Audiodatei nachhören.

Rede des Bundesratspräsidenten Bodo Ramelow:

 

 
Unbequem für NS-Regime und Kirchenleitung
Landesbischof und Kulturstaatsministerin würdigen Wolfgang Niederstraßer

Am 26. Juni kamen mehr als 80 Frauen und Männer in die Versöhnungskirche, um an den widerständigen Pfarrer Wolfgang Niederstraßer zu erinnern. Ab 1938 ist sein regimekritisches Verhalten belegt. Die Gestapo hatte ihn noch im April 1945 ins KZ Dachau verschleppt. Sein Regionalbischof Otto Bezzel ermahnte ihn 1942 zu mehr Vorsicht und rügte 1943 sein "Einzelgängertum". Nach der Befreiung stieß der Pfarrer mit seiner Bußpredigt auf taube Ohren. Eine Würdigung seines Widerstands blieb zu seinen Lebzeiten aus. Landesbischof Bedford-Strohm wandte sich in seiner Predigt an die anwesenden Mitglieder der Familie Niederstraßer:  "Auch wenn diese Worte viel zu spät kommen: Ich möchte Ihnen gegenüber als seinen Nachkommen heute als Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern meine Scham darüber zum Ausdruck bringen, und meine Hochachtung zum Ausdruck bringen für das Zeugnis von Pfarrer Wolfgang Niederstraßer". Im sehr persönlichen Grußwort nach dem Gottesdienst würdigte auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth den Pfarrer:  "Menschen wie Wolfgang Niederstraßer haben meinen tiefsten Respekt und meine höchste Bewunderung. Es ist ihr Mut, den ich bewundere." Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien betonte die Bedeutung von kritischer Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und von reflektierter Erinnerungsarbeit:  "Eine Arbeit wie die von Pfarrer Mensing und seinem Kollegen Diakon Frank Schleicher hier an der Versöhnungskirche ist von sehr, sehr großer Bedeutung für die Evangelische Kirche in Bayern, aber weit darüber hinaus, für uns alle, für unsere Demokratie, für unsere Freiheit. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen."

Neben Nachkommen von Wolfgang Niederstraßer waren weitere Angehörige von NS-Verfolgten als Ehrengäste anwesend, mit Max Herzog in Bayern auch ein Überlebender des Konzentrationslagers Dachau. Aus Pfarrer Niederstraßers Gemeinde Warmensteinach (Dekanat Bayreuth) war eine Kirchenvorstandsdelegation angereist. Der Bayerische Landtag war durch den Ersten Vizepräsidenten und zwei weitere Abgeordnete vertreten, ebenso Kreistag und Stadtrat von Dachau und zivilgesellschaftliche Akteure der Erinnerungsarbeit.

Texte des Gottesdienstes und des Grußwortes von Frau Roth finden Sie hier, wie auch den Link zur Videoaufzeichnung:

 

 

 

 

 

 

Aufzeichnung des Livestreams auf der Facebook-Seite der KZ-Gedenkstätte Dachau

https://www.facebook.com/DachauMemorial/videos/595892718836918

 

Gottesdienst und Podiumsdiskussion mit Sinti und Roma zum Welt-Roma-Tag

Am Sonntag, 10. April 2022, fand in der Versöhnungskirche ein ökumenischer Gottesdienst mit anschließender Podiumsdiskussion zum Welt-Roma-Tag statt. Es wirkten mit: Judith Einsiedel (Pastoralreferentin, Bischöfliche Beauftragte für KZ-Gedenkstättenarbeit in der Erzdiözese München und Freising), Radoslav Ganev (Rom aus Bulgarien, Politologe, Gründer des Studierendenverbandes der Sinti und Roma in Deutschland und des Vereins RomAnity), Uta Horstmann (Münchner Sozialarbeiterin, Teilnehmerin am Sinti-Hungerstreik in der KZ-Gedenkstätte Dachau - mit Quartier in der Versöhnungskirche - im April 1980), Kirchenrat Dr. Björn Mensing (Pfarrer und Historiker, Landeskirchlicher Beauftragter für evangelische Gedenkstättenarbeit), Erich Schneeberger (Sinto, bayerischer Landesvorsitzender des Verbandes Deutscher Sinti und Roma, Stellvertreter von Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma), Alfred Ullrich (aus der österreichischen Sinti-Familie Endress, lebt und arbeitet als Künstler in Dachau). Die musikalische Gestaltung lag beim Sinti Jazz Trio, bestehend aus Bobby Guttenberger (Gitarre), Elias Prinz (Gitarre) und Ida Koch (Kontrabass), sowie bei Franz Werner (Orgel).

Unter den mehr als 60 Gästen waren viele Sinti und Roma sowie Gabriele Triebel (Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied im Bildungsausschuss des Bayerischen Landtags und Fraktionssprecherin für Erinnerungskultur), Bernhard Seidenath (CSU, Landtagsabgeordneter für den Stimmkreis Dachau), Josef Mederer (CSU, Bezirkstagspräsident von Oberbayern), Marianne Klaffki (SPD, Vizelandrätin des Landkreises Dachau) und Luise Krispenz (Bündnis 90/Die Grünen, dritte Bürgermeisterin der Stadt Dachau).

Auf dem YouTube-Kanal der Versöhnungskirche sind Videoaufzeichnungen von Norbert Elter veröffentlicht:

Ökum. Gottesdienst zum Welt-Roma-Tag: https://www.youtube.com/watch?v=6ScWervmOEs&t=124s

Podiumsgespräch zum Welt-Roma-Tag: https://www.youtube.com/watch?v=9lAbaCUJJrw&t=21s

In der Süddeutschen Zeitung erschien ein ausführlicher Bericht von Helmut Zeller: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/dachau-sinti-und-roma-versoehnungskirche-1.5564447

 

Videoaufzeichung von "Namen statt Nummern" online

Am 22. März 2022 präsentierten Jugendliche und Erwachsene aus Deutschland und den Niederlanden elf neue Biographien für das Projekt "Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau". In der Begrüßung wurde an die KZ-Dachau-Überlebenden und die Projektbeteiligten in der Ukraine gedacht.

Der Link zur Videoaufzeichnung von Joseph Pröll, der auch als Sohn eines KZ-Dachau-Überlebenden ein Grußwort sprach, findet sich hier: https://vimeo.com/694753479

 

Multireligiöses Ukraine-Friedensgebet in der KZ-Gedenkstätte Dachau

Am 20. März 2022 kamen in der Versöhnungskirche und im Anschluss in der Jüdischen Gedenkstätte etwa 90 Christen, Juden und Muslime zusammen, um für Frieden in der Ukraine zu beten und an fünf der mehr als 15.000 ukrainischen Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau namentlich zu erinnern. Vasyl Volodko (97) befindet sich in der Region Kyiv in Lebensgefahr.  

Es wirkten mit: Augustin Z. Atamanyuk (Ukrainisch-Katholischer Priester), Mayya Bakulina (frühere russische Freiwillige von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste ASF an der Versöhnungskirche), Engelbert Foerster (Organist), Jan Kwiatkowski (früherer polnischer ASF-Freiwilliger an der Versöhnungskirche), Steven Langnas (Rabbiner), Apostolos Malamoussis (Griechisch-Orthodoxer Erzpriester), Anika Mensing (B. A. Soziale Arbeit), Dr. Björn Mensing (Evangelischer Pfarrer und Kirchenrat), Şeref Ovalı (Imam), Natalia Ruda (aus Kyiv geflohene Sängerin) und Sr. Irmengard Schuster OCD (Römisch-Katholische Priorin). Wir entzündeten eine Friedenskerze, die Sr. Benedicta Redl OCD (Karmel Heilig Blut Dachau) für dieses Gebet gestaltet hat (vgl. Foto). Die Kollekte für die Ukraine-Nothilfe des Maximilian-Kolbe-Werkes für KZ- und Ghetto-Überlebende wie Vasyl Volodko betrug 415 Euro. Hier finden Sie einen ausführlichen Bericht von Helmut Zeller: Dachau: Multireligiöses Friedensgebet in der Versöhnungskirche - Dachau - SZ.de (sueddeutsche.de)

Zum Nachlesen die Kurzbiographien der fünf ukrainischen Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau:

 

 

 

 

 

 

Eine russische und eine polnische Stimme zum Ukraine-Krieg:

Gebet für den Frieden in der Ukraine

Im multireligiösen Gebet für den Frieden in der Ukraine am Sonntag, 20. März 2022, 11 Uhr, in der Versöhnungskirche erinnert Kirchenrat Björn Mensing mit Fotos und Kurzbiographien an fünf der mehr als 15.000 ukrainischen Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau. Einer von ihnen, Vasyl Volodko (97), schwebt derzeit im Raum Kiew in Lebensgefahr.

Zudem wirken Erzpriester Apostolos Malamoussis von der Griechisch-Orthodoxen Kirche und Imam Enbiya Gürücü vom Interkulturellen Dialogzentrum in München mit. Der katholische Organist Engelbert Foerster bring die ukrainische Nationalhymne zu Gehör. Zudem singt die jüngst aus der Ukraine nach München geflohene Sängerin Natalia Ruda.

Im Anschluss an den ersten Teil in der Versöhnungskirche ziehen wir hinüber zur Jüdischen Gedenkstätte, in der Rabbiner Steven Langnas, Seelsorger des Saul-Eisenberg-Seniorenheims der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, ein Gebet spricht.

Dazu ein Artikel von Helmut Zeller aus der Regionalausgabe der Süddeutschen Zeitung über ehemalige Häftlinge aus der Ukraine, die erneut um ihr Überleben kämpfen müssen.

Pressemeldung von Dachau AGIL:
Mit LEADER-Förderung umgesetzt: Barrierefreier Ausbau der Versöhnungskirche in Dachau

Die Evangelische Kirche Deutschland möchte allen Menschen den Zugang zur Versöhnungskirche in der Gedenkstätte Dachau ermöglichen. Aus diesem Beweggrund hat sich die Evangelische Kirche Deutschland als Projektträger 2018 an die Lokale Aktionsgruppe Dachau AGIL e. V. gewendet um mittels des EU-Förderprogramms LEADER auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte einen bis dahin nicht vorhandenen barrierefreien Zugang zur Versöhnungskirche zu schaffen. Seit kurzem ebnet dieser veränderte Zugang im neugestalteten Eingangsbereich Menschen mit Beeinträchtigung und Familien mit Kinderwägen den Weg in das Gebäude. Die Umsetzung des Projektes an der denkmalgeschützten Versöhnungskirche brachte einige Hürden mit sich. Nach zwei Jahren Umsetzungszeit fand nun ein Fototermin mit den Beteiligten am fertiggestellten barrierefreien Zugang statt. Marcel Fath, 1. Vorsitzender von Dachau AGIL, ist erfreut, dass mit dem Zugang eine weitere Barriere im Landkreis Dachau verschwunden ist. Die LAG Dachau AGIL e. V. hat sich in der Lokalen Entwicklungsstrategie „Vielfalt vernetzen“ vorgenommen, den Landkreis Dachau bei der Zielsetzung, den Landkreis barrierefrei auszugestalten, zu unterstützen. Das Projekt liegt außerhalb des LAG-Gebietes, da die Stadt Dachau bekanntlich kein Mitglied bei Dachau AGIL ist. Nachdem dieser geschichtsträchtige Ort einen Mittelpunkt im Landkreis Dachau darstellt, konnte das Projekt dennoch mittels LEADER-Förderung umgesetzt werden.

Agnes Stiglmaier, LEADER-Koordinatorin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt-Pfaffenhofen stellt dar: „An einem so bedeutenden Ort des Gedenkens ein Projekt mit dem europäischen Förderprogramm LEADER unterstützen zu können ist etwas Besonderes. Der Zugang zur Versöhnungskirche ist nun auch für Menschen mit Gehbehinderung barrierefrei möglich. Ich freue mich, dass hier eine Zuwendung von rund 98.000 € möglich ist und so mit dem Förderinstrument LEADER ein Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit geleistet wird.“

LEADER ist ein Förderinstrument der Europäischen Union zur Stärkung ländlicher Regionen. Um ein Projekt erfolgreich umsetzen zu können, kommt Aspekten wie Vernetzung und Bürgerbeteiligung eine besondere Rolle zu. Mit Hilfe des Regionalentwicklungsvereins Dachau AGIL e. V. ist es möglich, bis in das Jahr 2022 LEADER-Fördermittel für den Landkreis Dachau zu akquirieren.

Es ist Krieg

Ein Gebet von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm:

Ewiger Gott, vor dich bringen wir an diesem Tag unsere Fassungslosigkeit, unsere Trauer und unseren Zorn.

Die diplomatischen Bemühungen, auf die wir so gehofft hatten, haben nicht zum Ziel geführt. Die Sprache der brutalen Gewalt gibt jetzt den Ton an.

Der Machthunger hat die Oberhand behalten gegenüber der Vernunft.

Sei Du jetzt bei den Menschen in der Ukraine, die durch die Gewalt der Waffen in Not und Gefahr sind. Lass sie spüren, dass überall auf der Welt Menschen für sie beten. Sende du deinen Geist in die Herzen derer, die verantwortlich sind für aggressive Gewalt. Lass sie erkennen, dass durch die Gewalt alle verlieren. Öffne ihre Herzen, dass sie sich anrühren lassen von dem leid, dass ihre Gewalt verursacht.

Sei bei denen, die jetzt politische Verantwortung tragen und die richtigen Entscheidungen zu treffen haben. Öffne Wege, der militärischen Gewalt die Klarheit in der Verurteilung des Unrechts, wirksame Gegenmaßnahmen und eine Deeskalation der Gewalt entgegenzustellen.

In uns allen stärke das, was die Basis unseres Lebens ist: Stärke unseren Glauben. Stärke unsere Hoffnung. Stärke unsere Liebe. Auf dich vertrauen wir – auch jetzt.

AMEN

Familie Endress
Film zum Gedenken an die Sinti-Familie Endress

Der Film dokumentiert die Andacht zum Gedenken an die in der NS-Zeit ermordeten Mitglieder der österreichischen Sinti-Familie Endress. Im engen Austausch mit dem 1948 geborenen Dachauer Künstler Alfred Ullrich, dessen Mutter Katharina Endress die Konzentrationslager Ravensbrück und Buchenwald überlebt hatte, hat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche, das Verfolgungsschicksal der Familie recherchiert. Drei Onkel von Alfred Ullrich wurden ins KZ Dachau verschleppt. Neun Familienmitglieder wurden vermutlich vor 80 Jahren, im Januar 1942 im Vernichtungslager Kulmhof ermordet. Mit einer schlichten Andacht im kleinsten Kreis erinnerten wir am 16. Januar daran. Begleitet wurde das Gedenken von Anna Zhukovets, Studentin an der Hochschule für Fernsehen und Film München und freiberufliche Journalistin, Regisseurin und Fotografin, die selbst als Kind vor 20 Jahren als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen ist. Sie sagt zu ihrem Schwarz-Weiß-Film (34 Minuten): „Ich habe das Gedenken in der Versöhnungskirche so gefilmt, dass man immer wieder die Reaktion von Herrn Ullrich beobachten kann. Das fand ich sehr emotional.“

Link zum Film

https://www.youtube.com/watch?v=NDCjKDvTADY

Nagelkreuzgemeinschaft erhält Ökumene-Preis

Im Dezember verlieh die Katholische Akademie in Bayern der Internationalen Nagelkreuzgemeinschaft ihren Ökumenischen Preis. Zur Preisverleihung kamen Vertreter aus Coventry (England) nach München. Im Rahmen des Festaktes stellten Pastoralreferentin Judith Einsiedel von der Katholischen Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau und Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer der Versöhnungskirche, ihr ökumenisches Nagelkreuzzentrum vor. Im Video vom Festakt findet sich der Beitrag zwischen 25:10 und 31:00:

YouTube

Nach dem Festakt fand ein Podiumsgespräch zum Thema "Coventry und die Versöhnung in Europa“ statt mit Professorin Dr. Aleida Assmann, Bischof Dr. Christopher Cocksworth (Coventry) und Oberkirchenrat Dr. Oliver Schuegraf (Vorsitzender der Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland). Die Aufzeichnung findet sich in der Mediathek von ARD alpha:

ARD alpha

Gedenken zum 83. Jahrestag der Novemberpogrome

Die Versöhnungskirche hat an die etwa 11.000 ins KZ Dachau verschleppten jüdischen Männer und an die anderen Opfer der Novemberpogrome erinnert. Als Mitveranstalterin waren wir vertreten bei der Gedenkfeier der Stadt Dachau mit einem Vortrag von Sabine Bloch, deren Vater Dr. Kurt Bloch im November 1938 aus seiner Wohnung in Dachau vertrieben und ins KZ Dachau eingeliefert worden war. Zudem beteiligten wir uns aktiv an der Reinigung der "Stolpersteine" für Holocaust-Opfer aus der Stadt Dachau:Gedenken 14.11.2021

https://www.dachau.de/tourismus/kz-gedenkstaette/stolpersteine.html

Im ökumenischen Gedenkgottesdienst stand die Erinnerung an drei jüdische Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau im Mittelpunkt: Edith Grünberger-Taus, Abraham Müller und Heinz Landmann (auf dem Foto von links nach rechts). Als Ehrengast war eine Tochter von Edith Grünberger-Taus gekommen, sowie die Tochter des jüdischen Dachau-Überlebenden Max Mannheimer.

Hier finden Sie die von Pastoralreferentin Judith Einsiedel und Kirchenrat Dr. Björn Mensing erstellten Kurzbiographien und die Predigt von Stadtdekan Dr. Bernhard Liess:

 

 

 

 

 

Eine Videoaufzeichnung des Gottesdienstes wird auf dem YouTube-Kanal der Versöhnungskirche veröffentlicht: https://youtu.be/e9ClmKM4tB4

Man lässt keinen Menschen erfrieren. Punkt.

Im Gottesdienst am 7. November haben die Teilnehmenden einen öffentlichen Appell zum Flüchtlingsdrama an der Grenze Polen-Belarus unterzeichnet, in dem es u.a. heißt: "Die Kirchen und viele Menschen aus der polnischen Zivilgesellschaft setzen sich für eine humanitäre Unterstützung der Flüchtlinge ein und warnen vor einer Katastrophe. Nachdem es bereits mehrere Todesfälle gegeben hat, droht nun bei der kalten Witterung mit Nachtfrost vielen der geschwächten Frauen, Männer und Kinder in den Grenzwäldern der Tod. Die Versöhnungskirche, die auf Initiative von überlebenden Dachau-Häftlingen zum Gedenken an die NS-Verfolgten errichtet wurde, von denen sich viele vergeblich um ein sicheres Zufluchtsland bemüht hatten, appelliert inständig an alle politisch Verantwortlichen in Europa: Lasst die Menschen an der Grenze nicht erfrieren!"

Den vollen Wortlaut des Appells finden Sie hier:

 

 

Die Versöhnungskirche schließt sich zudem dem dringenden Spendenaufruf der Evangelischen Kirche in Polen an:

https://diakonia.org.pl/aktualnosc/spendenaufruf-fur-fluchtlinge-an-der-polnisch-belarussischen-grenze/

Dachauer Beitrag beim Gottesdienst in der Gedenkstätte Buchenwald

Am 18. Juli 2021 fand auf dem ehemaligen Appellplatz des Konzentrationslagers Buchenwald (heute auf dem Gelände der Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar) ein ökumenischer Gottesdienst zum Gedenken an die Buchenwald-Häftlinge und NS-Opfer Paul Schneider, Otto Neururer und Dr. Martin Gauger statt. Die Predigt hielt Kirchenrat Dr. Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche. Er trug auch aktuelle Botschaften des Shoah- und Buchenwald-Überlebenden Ivan Ivanji (92) aus Belgrad und des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland und bayerischen Landesbischofs Dr. Heinrich Bedford-Strohm vor. Zudem erinnerte er erstmals in Buchenwald öffentlich an die Ravensbrück- und Buchenwald-Überlebende Katharina Endress aus einer österreichischen Sinti-Familie, Mutter des Künstlers Alfred Ullrich, der im Landkreis Dachau lebt.

Eine Videoaufzeichnung der Ansprache ist verfügbar. https://www.youtube.com/watch?v=pYheiBYiIPI

 

Konzertandacht zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion

Als Hitler-Deutschland am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, gab es aus den deutschen Kirchen Zustimmung. Die Evangelische Versöhnungskirche und die Katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau erinnerten am Sonntag, 20. Juni, 16 Uhr, in der Versöhnungskirche an diese schuldhafte Verstrickung und gedachten der Opfer des Vernichtungskrieges, gemeinsam mit Nikola David, Kantor der Liberalen jüdischen Gemeinde München Beth Shalom, und Mayya Bakulina aus Russland, frühere ASF-Freiwillige an der Versöhnungskirche.

Kantor David trug Lieder auf Russisch, Jiddisch, Hebräisch und Deutsch vor, begleitet von der Pianistin Stephanie Knauer. Neben der Musik stand die biographische Erinnerung an Menschen aus der Sowjetunion im Mittelpunkt, die, wie mehr als 25.000 ihrer Landsleute, als Häftlinge ins KZ Dachau verschleppt wurden. Die meisten von ihnen stammten aus der Ukraine, aus Belarus, Litauen und Russland. Erinnert wurde auch an die über 4.000 sowjetischen Kriegsgefangenen, die zur Ermordung durch Dachauer SS-Männer auf den Schießplatz Hebertshausen gebracht wurden, unter ihnen viele Juden.

Die Livestream-Videoaufzeichnung ist noch verfügbar:https://www.facebook.com/events/317121586476068